Test Motor Leinwand EliteScreen PowerMAX LR |
Praktischer Wohnzimmer Screen zum fairen Preis? |
Es ist schon merkwürdig: Fällt das Wort „Kino“, so denken die meisten sofort an den großen dunklen Saal mit einer riesigen Leinwand. Das an sich ist wenig überraschend, denn schließlich ist der „Silver Screen“ der eigentliche Ort des Geschehens, auf den alle Kinobesucher über rund zwei Stunden gebannt aufblicken. Doch beim Wort „Heimkino“ ist das anders: Die meisten denken bei diesem Thema an Projektoren, Blurays usw., aber das Thema Leinwand wird wenig betrachtet.
Sicherlich, ein weißes Tuch zur Lichtreflektion an sich birgt ein wenig spannendes Thema, doch gibt es auch hier eine ganze Reihe von Aspekten, die Einfluss auf die Bildqualität nehmen können, wenn auch oft einen nicht sofort ersichtlichen. Außerdem bieten verschiedene Bauweisen individuelle Eigenschaften in der Installation und bieten je nach Installationsort ihre individuellen Vor- und Nachteile. Summa summarum ist das Thema Leinwand kaum minder komplex, als alle anderen Komponenten. Eine sorgfältige Wahl der passenden Leinwand unter Berücksichtigung des Einsatzzweckes, Einsatzortes und persönlichen Anspruches ist daher unerlässlich. Aus diesem Grund geben wir ab sofort in mehreren Teilen einen vielseitigen Testüberblick über verschiedene Modelle mit ihren unterschiedlichen Eigenschaften in Ausstattung, Installation, Bedienung und optischen Eigenschaften. Eine elektrische Rollo-Leinwand findet ihren Einsatz in den allermeisten Fällen im heimischen Wohnzimmer (oder Konferenzraum): Bei Bedarf wird sie heruntergefahren, die übrige Zeit soll sie ihr Dasein möglichst unauffällig an der Decke oder Wand fristen. Wichtiger Faktor dabei ist der Aufrollkasten: Er soll möglichst schmal und elegant wirken. Dies ist Elite Screen gut gelungen: Gleich mehrere Kartons finden sich hier, die diverse „kleine Schätze“ beinhalten:
Optional gibt es zudem einen speziellen Funk-Trigger, der einfach in das Stromkabel des Projektors eingeschliffen wird. Sobald man den Projektor einschaltet, fährt die Leinwand automatisch herunter. Noch einfacher und praktischer geht es nicht. Soweit der erste technische Überblick, nun beginnen wir mit der Installation. Überraschend unauffällig und klein sind die mitgelieferten Montagewinkel aus Aluminium, die sowohl für die Wand-, als auch Deckenmontage verwendet werden. Einfach wie genial ist der Funktrigger, der in das Stromkabel des Projektors eingeschliffen wird: Projektoren, Leinwand fährt automatisch aus – Projektor aus, Leinwand fährt automatisch ein. Diese Lösung ist für jeden Laien installierbar und bietet maximalen Komfort. Leider ist der Trigger nicht im Lieferumfang enthalten und kann für 99 EUR erworben werden. Nach der Montage und Verkabelung fahren wir die Leinwand per Fernsteuerung heraus. Der Motor sorgt dabei für einen leisen, gleichmäßigen und zügigen Antrieb, so erwarten wir es von einer Leinwand der gehobenen Preisklasse. Kurz nach dem Aufhängen zeigten sich trotz Glasfaserverstärkung minimale Wellen im Tuch, die im Laufe der Tage sich verrringerten, aber nicht ganz verschwanden. Dies ist bei Motorleinwänden eher die Regel als die Ausnahme. Wer ein absolut planes Tuch wünscht, muss auf eine Tension-Leinwand ausweichen (auch dazu werden wir einen Test in dieser Special-Reihe veröffentlichen). 3.1 Farbdarstellung Verdeutlichen wir uns in Sachen Farbe die Anforderungen, die wir an eine Leinwand stellen: Das „weiße“ Tuch der Leinwand wird seinem Namen nur dann gerecht, wenn es auch wirklich „weiß“ ist, sprich alle Farben gleichmäßig reflektiert und keine Farbanteile absorbiert. Denn jede Absorption verursacht nicht nur eine Farbverfälschung des Bildes, sondern kostet auch Licht. Langer Rede kurzer Sinn: Eine hochwertige Leinwand verhält sich in Sachen Farben absolut neutral, das Bild wird so reflektiert, wie es ankommt. Die Farbneutralität einer Leinwand zu vermessen, ist relativ einfach: Mittels eines Sensors misst man die Spektralverteilung und die Farbtemperatur zuerst im Lichtweg und ermittelt so die Charakteristika des einfallenden Lichtes. Anschließend richtet man den Sensor in Richtung Leinwand und misst, was nach der Reflektion vom Tuch davon „übrig“ bleibt. Man muss sich lediglich bewusst darüber sein, dass man im Lichtweg eine punktuelle Messung vornimmt, während man reflektiv von der Leinwand eine Fläche vermisst. Daher kann man für so eine Analyse keine Projektoren mit typischen Schwankungen in der Color-Uniformity heranziehen.
In den technischen Daten beschreibt der Hersteller das Tuch als „mattweiß“ und nominiert den „Gain“ mit 0,9. Bevor wir diese Daten überprüfen, klären wir zunächst die Begrifflichkeiten: Der Gain variiert im Heimkinobereich zwischen 0,8 und über 3. Die meisten mattweißen Leinwände werden mit einem Gainfaktor von 1,2 beworben. Was sagt der Gainfaktor aus? Gain ist englisch für Gewinn und verkörpert in diesem Zusammenhang den Lichtgewinn, den man mit einer Leinwand im Verhältnis zur „nativen“ Helligkeit des Projektors erreichen kann. Je höher der Gainfaktor, desto mehr Lichtausbeute erhält der Betrachter. Auch in obiger Formel lässt sich der Gainfaktor einarbeiten: fL = Lumen / Leinwandfläche (Einheit: Quadratfuß!) x Gain Der Gainfaktor einer Leinwand wirkt zunächst durchweg positiv, schließlich macht er aus lichtschwachen Bildern hellere. Doch leider können die Leinwandhersteller die Gesetze der Physik nicht außer Kraft setzen. Wenn an einer Stelle mehr Licht zur Verfügung gestellt wird, muss sie an anderer Stelle „abgezweigt“ werden. So erreicht eine Gain-Leinwand den in den technischen Daten angegebenen Gain und die damit erhöhte Helligkeit nur in einem Punkt: Direkt im rechten Winkel zur Leinwand, also im Zentrum. Schon leichte Winkelabweichungen sorgen für weniger Licht bei dem Betrachter, zwischen 30° und 40° verliert das Bild bereits die Hälfte dieses Lichtes, (Half Gain Punkt).
Der Klassiker und die mit Abstand am meisten verkaufte Variante ist die mattweiße Leinwand mit einem Gain von 1,0. Wer sich an obige Formeln erinnert wird wissen, dass ein Gain von 1,0 als „neutral“ anzusehen ist, das heißt, die Bildhelligkeit auf der Leinwand entspricht genau der Lichtleistung des Projektors. Warum sind mattweiße Leinwände so beliebt? Die Frage ist leicht zu beantworten: Sie geben ein Bild ohne Kompromisse neutral wieder, indem sie das eingehende Licht einfach reflektieren. Dabei sind sie meist die kostengünstigste Variante. Doch Mattweiß ist nicht gleich Mattweiß und der Gain nicht automatisch 1,0: Wie sollte sich eine mattweiße Leinwand im Idealfall verhalten? Wie ihr Name schon sagt sollte sie matt sein (d.h. nicht spiegeln) und möglichst neutral weiß sein. Neutral weiß bedeutet, dass sie eintreffendes Licht komplett reflektiert und keine Spektralanteile absorbiert. Tut sie dies, so hat sie keinen Einfluss auf die Farbdarstellung. In Sachen Farbneutralität können wir Entwarnung geben: Die meisten Modelle, auch günstigere, sind farbneutral. Kein Wunder, wären sie es nicht, würden sie auch nicht weiß, sondern gelblich, grünlich bläulich etc. wirken. Auch die EliteScreen hat in dieser Disziplin wie oben erläutert hervorragend abgeschnitten. Nicht so perfekt verhalten sich aber viele Billigfabrikate, wenn es um die Eigenschaft „matt“ geht. Im Idealfall soll eine solche Leinwand das eintreffende Licht gleichmäßig in alle Winkel abstrahlen. Nur dann ist sie frei von jeglichem Hotspot und schränkt den Betrachtungswinkel der Zuschauer nicht ein. Skizziert sieht dies so aus: Eine Leinwand mit einem Gain von 1,0 soll das Licht möglichst unverfälscht reflektieren. Unverfälscht bedeutet, dass, abgesehen von der beabsichtigten Streuung, das Licht des Projektors ohne große Verluste reflektiert werden soll. Im Idealfall geht gar kein Licht verloren. In der Praxis sieht es meist anders aus. Je nach Tuchdicke gelangt ein gewisser Teil durch die Leinwand und verringert so die Helligkeit des Bildes. Besonders günstige Tücher sind so dünn, dass der Verlust durch Transparenz so groß ist, dass der Projektor sichtbar an Brillanz verliert. Aber auch bei Qualitätsleinwänden ist ein gewisser Verlust meist unvermeidbar. Streng genommen haben daher die meisten Leinwände nicht den angegebenen Gain von 1,0, sondern leicht darunter. Dies ist nicht weiter tragisch, da sich dieser Verlust im geringen Prozentanteil hält und so vom Auge kaum wahrgenommen wird. Unschön kann es dann werden, wenn hinter der Leinwand sich Wände oder Möbel befinden, die von der Rückseite der Leinwand störend beleuchtet werden.
Unsere Messungen ergeben, dass die Leinwand in der Praxis rund 8% der Helligkeit absorbiert, wie unsere Spektralmessung oben bereits angedeutet hat. Die Herstellerangabe wird vorbildlich eingehalten. Durch ihr diffuses Reflektionsverhalten sind mattweiße Leinwände die „ehrlichsten“ am Markt. Sie beeinflussen die Bildqualität nicht, sondern geben genau das wieder, was der Projektor produziert. Außerdem sind sie vollkommen frei von Spiegelungen, ungleichmäßiger Ausleuchtung oder „Hot Spots“. Allerdings erhöhen sie die Helligkeit des Bildes nicht und reflektieren nicht nur das Projektionsbild, sondern auch Streulicht aus dem Raum. Solange der Anwender die Lichtverhältnisse im Raum kontrollieren, sprich den Raum abdunkeln kann, sind mattweiße Leinwände empfehlenswert. Es muss allerdings darauf geachtet werden, dass die Lichtleistung des Projektors der Leinwandgröße angemessen ist (vgl. Formel oben). Bei aktuellen Digitalprojektoren mit gängigen Lichtleistungen von 300 bis 700 Lumen (bei richtigen Farben) sind Bildbreiten bis zu 3,5m allerdings in der Praxis kein Problem. Noch besser wird das Ergebnis, wenn der Heimkinoraum dunkel ausgekleidet ist (am besten schwarz) und keinerlei Streulicht mehr provoziert. Dann, und nur dann, wird der volle Kontrastumfang des Projektors in jeder Szene gewährleistet. Ist der Raum hell mit z.B. weißen Wänden, so gelangt trotz kompletter Abdunklung ein gewisses Raumlicht zurück auf die Leinwand. Misst man nun den ANSI-Kontrast in einem abgedunkelten Raum mit weißen Wänden, so wird man überrascht, in unserem Test blieb gerade einmal 50:1 von dem nativen ANSI-Kontrast von 300:1 übrig. Was passiert? Das Schachbrett besteht aus weißen und schwarzen Feldern. In unserem Beispiel gibt der Projektor 160 Lux in den weißen Feldern aus, 0,5 Lux in den schwarzen – macht einen Kontrast von ca. 320:1. In einem weißen Raum messen wir aber in den weißen Feldern 163Lux, in den schwarzen Feldern 3Lux. Die schwarzen Felder erscheinen deutlich aufgehellt. Die Erklärung ist einfach: Die mattweiße Leinwand reflektiert das Schachbrett gleichmäßig und diffus, verteilt es sozusagen im ganzen Raum. Die weißen Wände und die Decke verhalten sich aber ähnlich wie die Leinwand, auch sie reflektieren das Bild diffus zurück in den Raum. Ein Teil der Reflektionen landet wieder auf der Leinwand, wo sie erneut reflektiert werden. Dadurch entsteht eine Art Ping-Pong Effekt, der vornehmlich dunkle Elemente im Bild aufhellt, sofern zeitgleich viel helle Elemente im Bild sind, wie bei dem ANSI-Schachbrett. Dies soll aber nicht heißen, dass mattweiße Leinwände für Wohnzimmer nicht geeignet sind. Denn das ANSI-Schachbrett ist kein praxisnahes Testbild. Im normalen Spielfilmbetrieb haben wir es nur sehr selten mit einer derartigen Mischung aus sehr hellen und sehr dunklen Bildelementen innerhalb eines Bildes zu tun. So entsteht in vornehmlich dunklen Szenen à la Star Wars wesentlich weniger Streulicht im Wohnzimmer, die Bildplastizität wird weniger beeinflusst. Mattweiße Leinwände sind empfehlenswert für alle Anwender, die eine möglichst homogene und akkurate Bilddarstellung wünschen, ihren Raum aber komplett abdunkeln können.
Seit dem HD Zeitalter versuchen viele Hersteller, einen Hype um die Auflösung einer Leinwand zu machen: Schon vor Jahren wurden Tücher mit „FullHD“ tauglich beworben, nun greift man das 4K-Thema auf und versucht neue Leinwände zum Mehrpreis „4K taugliche“ Leinwände an den Kinofan zu bringen. Fakt ist: Grundsätzlich sind Leinwandtücher, besonders solche, die aus einer Kunststofffolie bestehen, HD-tauglich, da sie eine zusammenhängende Fläche darstellen. Ihre matten Eigenschaften gewinnen sie aber durch eine raue Mikrostruktur, die bei sehr kleinen Pixeln Interferenzen bzw. Moiree-Muster provozieren kann. Dies kommt aber eher bei kleinen Leinwänden zu tragen. In unseren Sehtests mit besonders fein aufgelösten Testmustern provozierte die EliteScreen PowerMAX keinen Auflösungsverlust und keine Interferenzen, wie 99% aller anderen Fabrikate auch.
Die meisten Projektoren werden im Wohnzimmer eingesetzt, denn nur die wenigsten können oder wollen das Großbildvergnügen in einen speziellen Kinoraum „verbannen“. Ein derartiger Wohnraumeinsatz macht aber in meisten Fällen Kompromisse unabdingbar: Als Wohnzimmertauglich gelten vornehmlich nur Leinwände, die bei Nicht-Gebrauch unauffällig verstaut werden können. Feste Rahmenleinwände scheiden aus, da sie den Raum dauerhaft wie ein riesiges, hässliches Bild „verschandeln“. Da bleibt nur die Alternative der Rollo-Leinwand, die sich bei Bedarf einrollt. Dies wiederum macht aber einen Aufrollkasten obligatorisch, der an Wand oder Decke hängt, er sollte daher möglichst elegant und unauffällig ausfallen. „Last but not least“ verbleiben die typischen Nebeneffekte eines Rolltuches, wie leichte Wölbungen, Ohren an den Rändern oder Schwingungen bei Luftbewegung. Bei der EliteScreen PowerMAX LR handelt es sich um eine typische Wohnzimmerleinwand: Aus einem schmalen und wohnzimmerfreundlichen, weiß pulverbeschichtetem Deckenkasten kann bequem per Funk- oder Infrarotfernbedienung, per Wandschalter aber auch vollautomatisch per Trigger das Leinwandtuch heraus gefahren werden. Die Vielseitigkeit in der Steuerung (dank des umfangreichen Zubehörs) ist dabei ebenso lobenswert, wie der leise, zügige und gleichmäßige Motorantrieb und die gute Verarbeitung. Auch die optischen Eigenschaften des Tuches überzeugen durch eine sehr gute Farbneutralität, die die Farben des Kinobildes original belassen und so eine Neukalibrierung des Beamers obsolet machen. Die Oberflächenstruktur ist sehr fein und verursacht auch bei hohen Auflösungen und kleinen Details keiner Interferenzen. Das Bild wird dabei in alle Richtungen gleichmäßig gestreut und erlaubt so breite Sichtwinkel. Die Lichtausbeute liegt mit 92% ebenfalls auf gutem Niveau für ein mattweißes Tuch. Alle von uns gesichteten Kritikpunkte wie leichte Wellenbildungen und Ohren sind für diese Bauart typisch. Lediglich ein weißer unterer Abschluss der Motor Leinwand im Rollkasten wäre eine wünschenswerte Verbesserung. Mit einem Preis zwischen €500.- und €800.- je nach gewählter Größe (ab 200x112cm bis 319x180cm) erhält der Käufer eine solide und alltagstaugliche Leinwand für das Wohnzimmer. – Leichte Wellenbildung im Tuch
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