FullHD DLP Beamer Acer H7550ST im Cine4Home Test
Multimedia-Allrounder für vernetzte Großbildfans! Telefone, Computer, Fernseher, Uhren, Radios, Küchengeräte usw., nahezu die gesamte Kommunikations-, Unterhaltungs- und Haushaltselektronik unseres Alltags wird immer flexibler und intelligenter, kurz gesagt: Alles wird „smarter“. Möglich gemacht wird dies durch immer leistungsfähigere und kleinerer Prozessortechnologie und systemübergreifende Softwareplattformen, die eine Kommunikation der Geräte untereinander ermöglichen. So „verschmilzt“ die Infrastruktur um uns herum zu einem einzigen Netzwerk.
Doch ausgerechnet der Beamer-Bereich hinkt diesem modernen Trend hinterher: Nahezu alle am Markt befindlichen Projektoren, egal welcher Preisklasse, sind ausgesprochen „einfältig“ und stellen fast ausschließlich nur Signale dar, die ihnen per Kabel zugeführt werden. Eigene Smart-Features sucht man ebenfalls meist vergeblich. Dabei würden gerade Beamer von den neuen Möglichkeiten moderner Funk-Netzwerke besonders profitieren und den Vorbehalten der umständlichen Nutzung entgegenwirken. Es wird also höchste Zeit, dass Beamer für daheim endlich „smart“ werden.
Das hat sich der bekannte Hersteller Acer wohl auch gedacht und geht mit dem neuen FullHD Modell Acer H7550ST neue Wege: Zwar bietet auch er „out of the Box“ noch keine Funk- oder gar Smartfähigkeiten, doch dafür wurde er speziell so konzipiert, dass optimal mit dem bekannten „Google Chromecast“ Empfänger harmoniert, den man in jedem gut sortierten Fachgeschäft für €35.- erwerben kann. Er empfängt kabellos Signale von Smartphone, Tablet oder Computer und gibt sie direkt per HDMI an den Beamer weiter.
Doch auch mit vielen anderen Details geht Acer mit seinem neuen Modell 7550 neue Wege, die das Gerät für angehende Großbildfans besonders interessant machen können, dies alles zu einem preis von unter €1000.-. Wir haben es uns nicht nehmen lassen, einen ersten exklusiven Blick auf das Gerät zu werfen und zu überprüfen, ob Acers Pionierarbeit sich tatsächlich im Alltag bewährt…
Aufstellung und Chassis
Schon auf den erste Blick wirkt der Acer H7550 ausgefallen: Statt üblichen Schuhkarton-Design setzte man hier auf geschwungene Formen und extravaganten Relief-Rahmen. Die Farbgebung ist hingegen klassisch „weiß / silber“.
Die zwei erhältlichen Varianten „7550ST und Acer H7550BD“ unterscheiden sich im Projektionsverhältnis und sind äußerlich nur an den leicht unterschiedlichen Objektiven zu erkennen. Das BD Modell verfügt über marktübliche Projektionsabstände, die im Heimkino oft genutzte Bildbreite von 2m wird z.B. aus einem Abstand zwischen 2,3m und 3m erreicht. Damit ist der 7550BD für hiesige Wohnraumgrößen gut ausgelegt.
Abstandstabelle H7550BD
Das Modell „7550ST“ geht im wahrsten Sinne des Wortes noch kürzere Wege: Mit einem speziellen Short Throw Objektiv wird eine Bildbreite von 2m schon aus einem Abstand von nur 1,4m bis 1,5m erreicht. Besonders bei Tischaufstellung deutlich vor der Sitzposition werden so beachtliche Bildgrößen ermöglicht, die sonst nur bei Deckenprojektion erreicht werden. Der Hersteller wirbt in diesem Zusammenhang auch damit, dass das Videospielen über Großbild erleichtert wird, da die Spieler sich so grundsätzlich hinter dem Beamer befinden und so keine Schatten im Bild entstehen, der 7550ST wird damit zum optimalen „Zockerbeamer“ für Wii und PS3/4 Freunde.
Mit diesen gleich zwei erhältlichen Modellen dürfte für jedes Anwendungsprofil die passende Aufstellungslösung dabei sein. Trotz dieser Flexibilität im Zoom sucht man einen optischen Lensshift vergebens, der in dieser Preisklasse allerdings fast nie zu finden ist. Eine adäquate Raumplanung vor dem Kauf bleibt daher unerlässlich.
Die Anschlussseite des Acer H7550 ist vollständig und üppig, wie man sie selbst in weitaus teureren Preisklassen kaum noch so zu Gesicht bekommt. Zwei HDMI Einschlüsse (einer davon MHL tauglich) für alle modernen Quellen, analoge Ein- und Ausgänge für PCs und Steuerungsschnittstellen wie USB und RS232, der H7550 lässt nichts aus. Damit lässt er sich problemlos in jede Infrastruktur einbinden, besser geht es kaum.
Doch der eigentliche „Clou“ offenbart sich nach Abnehmen des oberen Gehäusedeckels: Hier kommt der maßgeschneiderte Schacht für den Google Chromecast Stick zum Vorschein. Dabei handelt es sich nicht nur um einen weiteren, simplen HDMI Eingang, sondern auch ein USB-Steuerungskabel liegt hier parat, das den Chromecast auch mit Strom versorgt.
Also auf zum nächsten Elektronik-Markt, entsprechenden Google Stick gekauft (€35.-) und in den Beamer eingesetzt, was nur wenige Handgriffe benötigt, schon ist der H7550 „Multimedia tauglich“.
Ein grundsätzliches Problem bei funkübertragenen Inhalten bleibt der Ton, denn er muss bei Großbildprojektionen meist umständlich über eine externe Surround Anlage geführt werden, Verkabelung inklusive, die die Voreile der kabellosen Bildübertragung wieder zunichte macht. Zwei Alternativen hat man allerdings mit dem neuen Acer: Einerseits bietet er eingebaute 10W Lautsprecher, die für einen Beamer überraschend guten Klang bieten, andererseits ist das Gerät auch in der Lage, sämtliche Toninformationen über Bluetooth an andere Geräte zu streamen.
Benötigt wird lediglich eine Bluetooth fähigen Empfänger wie Verstärker, Soundbar oder Lautsprecher, schon erfolgt über sie die Tonausgabe vollautomatisch und kabellos.
Alles in allem zeigt sich das Chassis des Acer H7550 durchdacht, wie selten zuvor. Es hat weniger den typischen „Präsentationsbeamer mit Heimkino Option“ Flair, sondern wirkt besser auf erforderliche Heimkino-Parameter optimiert, als viele seiner direkten Vorgänger. Diese Entwicklung ist auch bei der Bedienung und den gebotenen Optionen erkennbar:
Bedienung & Optionen
Die beiliegende Fernbedienung ist spartanisch aber funktionell: Die wichtigsten Grundfunktionen sind mit Direkttasten abrufbar, mit dem Steuerkreuz navigiert an durch die zahlreichen OnScreen Menüs. Leider fehlt eine Beleuchtung für abgedunkelte Räume, so dass man im Dunkeln die richtige Tasten nur erahnen kann.
Die Menüführung ist übersichtlich, doch im Detail etwas unpraktisch: Aktiviert werden die Funktionen mit der „Rechts-Taste“ anstatt wie sonst üblich mit der Enter-Taste. Letztere wiederum schließt das Menü, so dass man nicht selten unbeabsichtigt die geplanten Einstellungen abbricht. Auch ein „Nichtstun“ von nur wenigen Sekunden wird mit einem Verlassen des Menüs quittiert, ein wesentlich zu kurzer Zeitraum.
Lobenswert neben den üblichen Grundparametern, auf die sich bisher die meisten Acer-Beamer beschränkt haben, ist das erweiterte Menü, das erstmals auch „Profifunktionen“ wie ein komplettes Color-Management ausweist. Hier zeigt sich, dass auch Budget-Hersteller wie Acer gehobene Bildansprüche von Heimkinofans zunehmend ernst nehmen. Wie gut das funktioniert, erläutern wir im Bildtest.
Bei Verwendung des optionalen Chromecast Sticks wird dieser wie gewohnt mit dem Handy oder Tablet gesteuert, es handelt sich hierbei um ein autarkes System. Durch Googles stetige Weiterentwicklungen ist die sich ergebende Infrastruktur schon jetzt überzeugend.
Für das Videostreaming stehen diverse Dienste zur Verfügung (Youtube, Netflix, etc.). Der Stick streamt dabei direkt aus dem Netzwerk und benötigt nicht den Umweg über das Handy, das ausschließlich als Fernbedienung fungiert.
Die Bildqualität und Geschwindigkeit hängt von dem heimischen Datennetz ab. Bei stabilem WLAN und HighSpeed Verbindung gab es bei unseren Testreihen keine großen Aussetzer, die Videos starteten zügig und wurden hochauflösend wiedergegeben. Auch das Spiegeln von Videos aus dem Chrome-Browser auf PCs und Notebooks ist problemlos möglich, sofern diese über genügend Rechengeschwindigkeit verfügen.
Alles in allem wird der Acer H7550 mit eingebautem Chromecast-Stick tatsächlich zu einem fortgeschrittenem „Smart-Projektor“, der die meisten Smart-TVs der letzten Jahre hinter sich lässt. Entsprechendes Internet daheim vorausgesetzt, wird der kleine Beamer zur echten Großbildalternative für Smartphones, Notebooks oder TVs.
Acers Ansatz, die Smartfunktionen nicht selbst zu integrieren, sondern stattdessen eine interne Schnittstelle für ein Fremdprodukt von Google zu implementieren, ist einfach, wie genial: Der Aufpreis ist minimal, das System bietet die gewohnt endlose Android- Infrastruktur und neue Generationen kommender Jahre können stets „upgegraded“ werden, das System bleibt so stets auf dem neuesten Stand. Dies alles ohne hässliche Kabel oder Netzteile, eleganter geht es nicht!
Bildqualität
Bis hierhin zeigt sich der Acer H7550 als durchdachter Multimedia-Allrounder, doch entscheidend ist, in was für eine Bildqualität er die zahlreichen Bildquellen schließlich umsetzt. Diese haben wir objektiv messtechnisch in den wichtigsten Kategorien ermittelt:
Farbdarstellung
Single-Chip DLP Projektoren, zu deren Gattung auch der Acer H7550 gehört werden in der Regel zu Gunsten der technischen Marketingwerte auf eine hohe Lichtausbeute getrimmt. Mit 3000 Lumen Werksangabe macht der Acer H7550 da keine Ausnahme. Wichtig ist dabei, dass für die Lichtausbeute keine zu großen Kompromisse in der Farbdarstellung eingegangen werden. Grundlegend dafür ist eine normgerechte Abstimmung der Grundfarben, die wir messtechnisch überprüft haben.
Der native Farbraum des Projektors zeigt sich vorbildlich normnah, lediglich in Grün ist eine leichte Verschiebung in Richtung Gelb zu verzeichnen. Die Abweichung ist aber gering genug, um den Filmbetrieb nicht signifikant zu steigern.
Wie bereits aufgezeigt bietet der H7550 ein komplettes Color-Management, mit dem sich alle Primär- und Sekundärfarben weiter feintunen lassen. Tatsächlich ist so eine noch bessere Annäherung an die Norm möglich.
Für den Weißabgleich / die Farbtemperatur stehen verschiedene Presets zur Verfügung, die beste Abstimmung ab Werk bietet die Einstellung „CT2“: Mit einem dezenten Blauüberschuss erscheint die Bildreproduktion zwar etwas zu kühl, doch wird dies in hiesigen Gefilden meist als glaubwürdiger empfunden, als eine sture 6500K/ D65-Kalibrierung.
Zwar werden für die nachträgliche Kalibrierung die üblichen RGB-Einstellregler im Bildmenü angeboten, doch leider funktionierten diese bei unserem Testgerät nicht einwandfrei. Eine nachträgliche Perfektionierung des Weißabgleichs war somit nicht möglich. Auch das Abschalten der „Brilliant Color“ Funktion führt zu nicht korrigierbaren Fehlfarben, weshalb man sie stets aktiviert lassen sollte.
Alles in allem zeigt der Acer H7550 eine gute und glaubwürdige Farbabstimmung, die aber den letzten Schliff der Perfektion vermissen lässt. Für die üblichen Anwendungen wie TV, Filme, Spiel und Internet ist die Bildreproduktion adäquat, als farbperfekter Diaprojektor ist der H7550 nicht zu empfehlen. Für seine Preisklasse sind die Ergebnisse als überdurchschnittlich zu bewerten.
Helligkeit & Kontrast
In den technischen Daten verspricht Acer vollmundig eine Lichtleistung von 3000 Lumen bei einem Kontrastverhältnis von 16,000:1. Erfahrene Großbildfans wissen, dass solche Werte meist nur unter „Laborbedingungen“ zustande kommen und von der Praxis weit entfernt sind. Wir haben nachgemessen:
Unter Ausreizen aller Lichtreserven (hoher Lampenmodus, helles Bildpreset, native Farbtemperatur und Weißpegel der Brilliant Color Funktion maximiert) erreicht der H7550 tatsächlich eine Lichtleistung von 2700 Lumen bei Vollweiß, die Werksangaben werden hier also erreicht. Der Hersteller verschweigt aber, dass die Darstellung farbiger Bildelemente nicht in derselben Helligkeit erfolgt. Mit anderen Worten: Je blasser der Bildinhalt, desto heller das Bild. Realistisch verbleibt so ein „Color Light Output“ von 1200 Lumen, merklich weniger als die Werksangabe. Diese gewährleisten aber immer noch eine sehr ansprechende Leuchtkraft für Bildbreiten bis 2,7m, auch in nicht komplett abgedunkelten Räumen.
In Sachen Kontrast unterscheiden wir zwischen nativem Kontrast und dynamischem Kontrast. Erster umschreibt den tatsächlichen Kontrast der Light- Engine, letzterer den gesamten Dynamikumfang unter Einsatz adaptiver Lampen- oder Blendensysteme, beim H7550 „Dynamic Black“ genannt: In dunklen Szenen wird die Lampe leicht gedimmt, um einen besseren Schwarzwert zu erzeugen, in hellen Szenen sorgt die gesamte Lampenleistung für die maximale Lichtausbeute.Messtechnisch erreicht der Projektor ein natives Kontrastverhältnis von 2300:1, das durch die Dynamic Black Funktion auf 3700:1 gesteigert wird. Auch wenn diese Ergebnisse recht weit von der Werksangabe von 16,000:1 entfernt sind, wird eine hohe Bildplastizität in hellen und mittelhellen Bildszenen erreicht. Hier kommt auch der gute Schachbrettkontrast von über 400:1 zum Tragen. Alleine in sehr dunklen Szenen mit hohem Schwarzanteil wird ein Kontrastdefizit in Form eines aufgehellten Schwarzwertes, der eher dunkelgrau erscheint, deutlich. Doch auch hier darf man der Preisklasse entsprechend keine Wunder erwarten, der perfekte Schwarzwert gehört zu den Bildaspekten, die der Heimkino-Perfektionist am teuersten bezahlen muss.
Gamma 1
Die gemessene Gammaverteilung zeigt, dass das Gamma-Preset „1“ der Videonorm von 2,2 am nächsten kommt und so eine optimale Belichtung des Projektionsbildes gewährleistet. Die Bildplastizität ist hier ausgewogen, ohne dass Details im Dunklen verschwinden oder im hellen überstrahlen.
Alles in allem bietet der Acer H7550 eine ansprechende Bildhelligkeit mit guter Bildplastizität. Lediglich in dunklen Filmszenen werden die kontrasttechnischen Limitationen bemerkbar, was in dieser Preisklasse aber unerlässlich ist.
Bildschärfe
Als FullHD Projektor sollte der H7550 eine sehr gute Detailauflösung und optische Schärfe gewährleisten. Gerade in der Short-Throw Variante mit verkürztem Projektionsabstand ist ein gleich bleibende Schärfe über das gesamte Bild schwer zu realisieren.
In unserem Schärfecheck gibt sich der H7550ST keine große Blöße: Er löst die rund Megapixel des FullHD Signals gut auf und bietet an starken Kontrastübergängen klare und scharfe Abgrenzungen. Lediglich in den äußersten Randbereichen ist ein leichter Schärfeabfall zu verzeichnen, der bei Desktop-Projektionen sich evtl. störend bemerkbar machen könnte. Ebenfalls ist auch die leichte Skalierung, die man nicht komplett deaktivieren kann und für leichte Interferenzen in feinen Strukturen sorgt (siehe Bild oben). Insgesamt trägt der H7550 das Label „FullHD“ zurecht.
3D Darstellung
Mit gleich zwei im Lieferumfang enthaltenen Brillen bei dem Acer H7550ST bekommt der Anwender die dritte Dimension als kostenlose Dreingabe hinzu. Die Brillen sind aufladbar, leicht und liegen angenehm auf der Nase, das Sichtfeld könnte aber etwas größer sein. Beim Acer H7550BD können die Brillen als optionales Zubehör erworben werden.
In der 3D-Projektion spielt der Acer H7550 die Stärken der DLP Technologie konsequent aus: mit 144Hz Wiederholfrequenz (72Hz pro Auge) ist das Bild trotz Shutterns flimmerfrei und augenfreundlich. Die Bildtrennung zwischen den Augen ist klar, so dass auch in schwierigen Bildszenen keine störenden Crosstalk-Effekte den Seheindruck trüben. So kann man ungestört in die 3D Welt „tauchen“ ohne ermüdende Nebeneffekte. Die Helligkeit ist technikbedingt aber eingeschränkt, so dass eine komplette Abdunklung des Raumes unerlässlich wird.
Fazit
Wer dachte, dass im günstigen Einstiegsegment nur daran gearbeitet wird, die Produktionskosten zu senken und die technischen Weiterentwicklungen den höheren Preisklassen hinterher hinken, der wir durch den neuen Acer H7550 eines Besseren belehrt:
Der neue „Günstige“ des taiwanesischen IT-Giganten bietet nicht nur solide Bildleistungen in Schärfe, Helligkeit und Farben, sondern auch wegweisende Innovationen, wie die im Chassis verborgende direkte Unterstützung von Google Chromecast und die kabellose Tonübertragung per Bluettooth.
Auch das alternative Modell für besonders kurze Projektionsabstände ist ein seltenes Novum, das noch mehr Anwendungsprofile erlaubt. Mit dem Acer H7550BD und H7550ST macht die Großbildprojektion einen entscheidende Schritt in Richtung „Smart TV“ und kommt so schließlich im digital vernetzten 21.Jahrhundert besser an, also so mancher „HighEnd“ Beamer weitaus höherer Preisklassen.