Test FullHD DLP Projektor BenQ W1070+W
Funkgesteuertes Update eines Klassikers
In fast jeder Beamer-Preisklasse gibt Modelle, die sich zum erfolgreichen Publikumsliebling entwickeln, da sie in ihrer Leistung besonders ausgewogen sind. Kommen sie in die Jahre, sind es wahre „Klassiker“ und dienen lange Zeit als Referenz. Doch die Zeit bleibt nicht stehen, die Anforderungen steigen und neue Modelle drängen auf den Markt, es wird Zeit für ein Update….
Der BenQ W1070 ist einer dieser Klassiker: Lange Zeit war er einer der beliebtesten Einstiegsprojektoren, der für deutlich unter €1000.- ein in vielen Belangen beindruckendes Bild an die Leinwand zauberte. Hauptgrund dafür waren seine präzisen Einstellmöglichkeiten, die sich selbst vor HighEnd Projektoren nicht verstecken mussten. Nach wie vor ist seine Beliebtheit ungebrochen. Nun hat der Hersteller BenQ das Modell neu überarbeitet und diverse Verbesserungen in Details durchgeführt. Unter anderem eine bessere Bedienung, mehr Helligkeit und vor allem eine kabellose Bildübertragung per Funk sind das Ergebnis. Vorbildlich ehrlich preist BenQ diese Verbesserungen nicht als revolutionär neues Gerät an, sondern nennt die neue Variante einfach „W1070+“, die man derzeit für rund €780.- käuflich erstehen kann.
Das Bundle mit dem Funksender liegt mit einem Preis von €999.- ebenfalls noch unte der magischen €1000.- Grenze, wenn auch denkbar knapp. Letzteres haben wir einer genauen Untersuchung unterzogen.
1. Chassis, Technik & Aufstellung
Rein optisch hat sich der W1070+ nicht verändert, sondern gleich seinem Vorgänger wie ein Ei dem anderen.
Das Chassis gefällt durch ein modernes, wenn auch unspektakulär konservatives Design mit den wohnzimmerfreundlichen Farben Weiß und Silber. In der Aufstellung ist der Projektor dank moderater Projektionsabstände zu den meisten hiesigen Wohnräumen kompatibel, zumindest bei Deckenmontage.
Die gängige Bildbreite von 2,5m kann schon ab 3m Abstand projiziert werden, so dass auch große Bilder in kleinen Räumen ermöglicht werden. Der 1,3 fache Zoom gibt zudem Flexibilität zur weiteren Raumanpassung.
In dieser Preisklasse spektakulär ist das Vorhandensein eines optischen Lensshiftes, mit dem das Bild mechanisch und 20% vertikal versetzt werden kann, um die individuelle Raumhöhe auszugleichen. Umständlich ist allerdings die Justage per Schraubenzieher, das haben andere Hersteller schon eleganter gelöst (allerdings in höheren Preisklassen).
Zoom & Fokus werden manuell am Objektiv justiert
Wenn der optische Lensshift nicht ausreicht, bietet der Projektor zusätzlich eine digitale Trapezkorrektur für Schrägaufstellung, beim W1070+ nun sowohl vertikal, als auch horizontal, so dass der Projektor auch seitlich schräg projizieren kann. Aber: Ein digitaler Ausgleich bewirkt immer einen Auflösungsverlust und eine Bildskalierung, die zu Detailverlust führt, so dass wir die Nutzung des optischen Lensshifts empfehlen.
Großzügig ist die Anschlussvielfalt des W1070+ auf der Rückseite: Neben zwei HDMI-Eingängen (seit der „+“ Version einer mit MHL Unterstützung) sind auch alle relevanten Analog-Eingänge mit an Bord.
Der WirelessHD Sender (WFHD) , der alle Bildsignale (auch in 3D) bis zu einer Distanz von 30m vollkommen kabellos überträgt, erspart den üblichen Kabelsalat zwischen Bildquelle und Projektor, der erfahrungsgemäß immer eine lange Strecke ausmacht. Der Empfänger ist leider nicht im Beamer integriert, sondern muss relativ aufwändig an das Chassis geschraubt werden.
Und ganz ohne Kabel kommt man auch nicht aus: Auf der Rückseite müssen Bild (per HDMI) und Strom (per USB) extern verkabelt werden. Wenigstens ist kein weiteres Netzteil notwendig, wie bei vielen anderen Funklösungen.
Ebenfalls nicht optimal ist die Lautstärke der Belüftung gelöst: Im Eco-Modus bereits hörbar entwickelt der Projektor vor allem im Smart Eco oder im vollen Lampenmodus eine nicht unerhebliche Geräuschkulisse, die empfindliche Ohren stört.
Alles in allem sind Ausstattung und Aufstellung in dieser Preisklasse als überdurchschnittlich gut zu bewerten. Mit zahlreichen Eingängen, optischem Lensshift und WirelessHD Sender dürfte die Installation in jedem Wohnraum möglich sein. Abzüge gibt es im Detail wie die umständliche Justage per Schraubenzieher, die externe Verkabelung des Empfängers und die nicht leise Belüftung.
2. Bedienung & Funktionsvielfalt
Der Hersteller wirbt schon seit dem W1070 mit vielseitigen Einstellmöglichkeiten und einer ISF Lizenz, die sogar „automatisch“ zu optimalen Ergebnissen führen soll. Tatsächlich sind die Einstellmöglichkeiten des Bildmenüs ausgesprochen vielseitig und für einen Projektor dieser Preisklasse nahezu einzigartig.
Mit Color Management und RGB Regler sollte die Bildanpassung problemlos möglich sein, was wir im Bildteil dieses Tests überprüfen. Auch die sonstigen Einstellloptionen sind vielseitig, die Menüaufbereitung (trotz Verbesserungen beim „+“ Modell) ist allerdings nach wie vor wenig übersichtlich und Bedarf einer gewissen Einarbeitung.
Wenig kritikwürdig ist auch die beiliegende Fernbedienung: Sie ist kompakt, gut strukturiert und in dunklen Räumen elektrisch beleuchtbar. Dank des ergonomischen Steuerkreuzes im Zentrum ist auch eine blinde Bedienung problemlos möglich. Hier wird für die günstige Preisklasse viel geboten.
3. Bildqualität
Zu untersuchen bleibt die Bildqualität, vor allem in Farben, Helligkeit, Kontrast und Schärfe. Ist der BenQ W1070+W tatsächlich so gut wie sein Ruf? Interessant ist auch, ob der Funksender tatsächlich keine Einbußen in der Bildqualität provoziert. Die Ergebnisse sind identisch zum Brudner W1080+, den wir auch bereits untersucht haben.
Farbdarstellung
Zu einer neutralen Farbdarstellung gehören eine möglichst normgetreue Abstimmung der drei Grundfarben Rot, Grün und Blau (Farbraum), sowie ein Weißabgleich farbloser Graustufen auf die Videonorm von 6500K / D65.
Optimierter Farbraum des BenQ W1070+
In der Abstimmung der Grundfarben macht sie das Color Management bezahlt: Sie lassen sich sehr gut in Farbton und Sättigung auf die von der Norm verlangten Zielwerte optimieren. Auch die Farbhelligkeiten liegen im Soll, keine Farbe wird über- oder unterbetont. Was bleibt ist eine leichte Grünschwäche mit Hang zum Gelbstich, die zugunsten einer besseren Helligkeitsausnutzung in Kauf genommen wurde.+
Optimierter Weißabgleich auf 6500K / D65 Weiß
Auch in der Farbtemperatur gibt es keinen Grund zur Kritik: Mit nur leichten Korrekturen im Bildmenü wird ein hervorragender Weißabgleich erzielt, der keine sichtbaren Abweichungen (selbst in dunklen Bildinhalten) provoziert.
Alles in allem erreicht der Benq W1070+ mit nachträglicher Optimierung eine glaubwürdige und akkurate Farbreproduktion, die auch gehobenen Ansprüchen gerecht wird und in dieser Preisklasse mit sehr gut zu bewerten ist. Allein der leichte Gelbstich in Grün wird Perfektionisten stören.
Helligkeit & Kontrast
Der Hersteller bewirbt den W1070+ mit einer hohen Lichtleistung von 2300Lumen und damit 100Lumen mehr, als beim Vorgänger W1070. In unseren Messungen erreicht der W1070+ im Dynamik-Modus mit Lampe im Normalmodus eine messtechnische Helligkeit von 2270 Lumen beinahe diese Angabe, allerdings mit merklichem Grünstich und somit merklich verfremdeter Farbreproduktion. Durch die Kalibrierung auf die richtige Farbtemperatur (vgl. oben) geht ein Teil der Helligkeit verloren und es verbleiben immernoch sehr gute 1620 Lumen. Doch diese Helligkeit bezieht sich ausschließlich auf den maximalen Weißpegel, der tatsächliche „Color Light Output“ (Farbhelligkeiten der Grundfarben addiert), beläuft sich auf 1420Lumen, der mit abgeschalteter „Brilliant Color“ Funktion erzielt wird.
Trotz dieser Verluste zugunsten einer möglichst perfekten Farbreproduktion ist diese Netto-Helligkeit mit sehr gut zu bewerten und erlaubt auch eine helle Darstellung großer Bilddiagonalen. Der wesentlich leisere Eco Modus dimmt das Bild um 30% und bietet immernoch eine Helligkeit von über 1000Lumen. Mit diesen Ergebnissen zeigt sich der W1070 als überdurchschnittlich heller Heimkinobeamer, alleine die Ausleuchtung zeigt in homogenen Flächen einen sichtbaren Abfall zu den Bildrändern.
Beim Kontrast verfehlt der Projektor die Werksangabe von 10,000:1 deutlich: Unter Ausnutzung aller kontraststeigernder Maßnahmen (Smart Eco Lampenmodus, Brilliant Color maximiert, native Farbtemperatur) erreicht der W1070+ einen Dynamikumfang von 3500:1, der native Panelkontrast nach der Farbkalibrierung beläuft sich auf rund 1800:1, mit abgeschaltetem Brilliant Color lediglich 1400:1. In Verbindung mit dem hohen Inbildkontrast (Schachbrett ca. 500:1) erlauben diese limitierten Ergebnisse dennoch eine ungemein plastische Darstellung, merkliche Defizite zeigen sich aber im mäßigen Schwarzwert, der dunkle Bildszenen mit einem störenden Grauschleier überzieht.
Gammaabgleich Preset „,2,2“
Lobend hervorzuheben ist hingegen wieder die bereits ab Werk homogene Abstimmung der Helligkeitsverteilung: Die Durchzeichnung in dunklen Bereichen ist ebenso gut, wie in hellen, das Bild wirkt stets richtig belichtet.
Schärfe
Wirklich hervorragend zeigt sich die Bildschärfe des W1070+: Das eingehende FullHD Signal wird pixelgenau auf die Leinwand projiziert, so dass keine Skalierungsartefakte provoziert werden. Zudem ist das Objektiv in der Lage, diese volle HD Auflösung auch ohne störende Fabrsäume oder Schärfeabfall zu den Rändern hin auf die Leinwand zu bringen. Dies macht der kleine Beamer besser, als so mancher Beamer höherer Preisklassen.
Nicht so gut sieht es bei der Bewegungsschärfe aus: Der W1070+ verfügt über keinerlei Zwischenbildberechnungen, so dass 24p Spielfilme kinotypische in Bewegungen ruckeln und 50Hz Sportübertragungen in Kameraschwenks deutlich verwischen. Die Ergebnisse des kleinen Beamers entsprechen hier bestenfalls Mittelmaß.
Auch unter Verwendung des Funksenders leidet die Detaildarstellung nicht, sondern die volle Auflösung bleibt erhalten. Kompromisse waren bei seiner Verwendung in unseren Tests nicht auszumachen.
3D Darstellung
Auch wenn im Lieferumfang des W1070+ keine 3D Brillen enthalten sind (Konkurrent Acer ist hier großzügiger), lohnt doch der nachträgliche Kauf:
Mit 144Hz Triple Flash (72Hz pro Auge) bildet er trotz Shutterbrillen beide Perspektiven absolut flimmerfrei und augenfreundlich ab. Die Bildtrennung ist auch bei starken Kontrasten sehr gut, so dass keine störenden Geisterbilder den dreidimensionalen Eindruck stören. Alleine der Schwarzwert wird durch die Lichtimpulse, die die Brille stören, etwas beeinträchtigt. Immerhin: die LCD und LCOS Konkurrenz hängt der W1070 dank obiger Vorteile ab, die Zwischenbildberechnung wird aber gerade in 3D schmerzlich vermisst.
4. Fazit
„Mission accomplished“: Mit dem W1070+W hat der Hersteller BenQ seinen Einstiegs-Klassiker in vielen Details verbessert und für dieses Jahr gerüstet: Die technische Ausstattung sind mit optischem Lensshift, zahlreichen Eingängen und Funk-HD Sender in dieser Preisklasse einzigartig, alleine die Belüftung ist nicht leise genug und stört zumindest ruhige Filmszenen.
Die Bedienung wurde mit neuen OnScreen Menüs und neuer Fernbedienung verbessert und glänzt mit zahlreichen Einstellmöglichkeiten, wie sie meist nur höhere Preisklassen erlauben. Teilweise ist die Struktur aber immernoch unübersichtlich und wenig intuitiv.
Gute Werkspresets und zahlreiche nachträgliche Kalibriermöglichkeiten erlauben eine sehr gute Abstimmung der Farben und Belichtung: Das resultierende Bild überzeugt mit natürlicher Darstellung und hoher Plastizität in hellen Szenen. Im Schwarzwert und dunklen Filmszenen zeigen sich aber unweigerlich Schwächen, bedingt durch den limitierten nativen Kontrast. Die Helligkeit ist hoch genug, um Tageslichtszenen glaubwürdig abzubilden und TV-Schauen auch in nicht komplett abgedunkelten Räumen zu ermöglichen. Schmerzlich vermisst wird eine 120Hz Zwischenbildberechnung für eine höhere Bewegungsschärfe, die aber in dieser Preisklasse fast nie geboten wird.
Insgesamt ist der BenQ W1070+ zweifelsohne wieder einer der besten Vertreter seiner Klasse und ein guter Wohnzimmer-Allrounder, der für TV, Sport, Videospiel und Spielfilme gut geeignet ist. Wir sind uns sicher, dass er den Erfolgskurs seines Vorgängers nahtlos fortführen wird….