Ben W1080ST+ im CIne4Home Test
Großes Bild für kleine Räume…
Zweck eines jeden Heimkinoprojektors ist es, ein besonders großes Bild zu erzeugen, das dem „wahren Kinofeeling“ deutlich näher kommt, als es ein herkömmlicher TV vermag. Für wahre Großbildfans gibt es daher keine Alternative zum Heimkinoprojektor. Doch eine Projektion stellt grundsätzlich auch gewisse, nicht unerhebliche Ansprüche an die Aufstellungsbedingungen: Neben einer kompletten Abdunklung des Raumes erfordert der Beamer für jede Bildgröße einen gewissen Mindestabstand. So wird die heimische Raumgröße nicht selten zum limitierenden Faktor für die erzielbare Bildgröße. Mehr Abstand erreicht man in der Regel durch eine Deckenmontage nahe der rückwärtigen Wohnzimmerwand, doch nicht jeder möchte ein technisches auffälliges Gerät ständig an seiner Wohnzimmerdecke als „zweite Lampe“ sehen. Noch schwieriger wird es im mobilen Einsatz (z.B. für Vorträge oder Konferenzen), bei denen ausschließlich eine Tischmontage in Frage kommt.
Doch die Hersteller schlafen nicht und bringen immer mehr spezialisierte Modelle mit individuell optimierten Eigenschaften auf den Markt. Einer dieser „Spezialisten“ ist der DLP FullHD Projektor BenQ W1080ST+ aus dem Hause BenQ: Das Kürzel „ST“ steht für „Short Throw“ und umschreibt seine Besonderheit des besonders kurzen Projektionsabstandes. Damit ermöglicht er, aus kürzesten Distanzen beeindruckend große Bilddiagonalen und eignet sich besonders für alle Lokalitäten, wo es auf jeden Zentimeter ankommt. Wir haben uns diesen günstigen Einstiegsbeamer (Preis ca. €890.-) in seiner aktuellen „+“-Version genau angesehen…
1. Chassis, Technik & Aufstellung
Dem Heimkino-Kenner fällt auf den ersten Blick die Ähnlichkeit zum Modell W1070 desselben Herstellers auf, der bereits einen wahren „Klassiker“ unter Großbildfans darstellt.
Das Chassis gefällt durch ein modernes Design mit den wohnzimmerfreundlichen Farben Weiß und Silber. Auf den optischen Lensshift des W1070 wurde bei dieser Kurzdistanzversion verzichtet, weshalb der Projektor stets knapp unter der Projektionsunterkante (bei Tischaufstellung) platziert werden sollte. Ist dies nicht möglich, bleibt nur die Schrägstellung mit gleichzeitigem, digitalen Trapezausgleich. Diesen bietet die neue 1080ST+ Version nun sowohl vertikal, als auch horizontal, so dass der Projektor auch seitlich schräg projizieren kann, doch ein digitaler Ausgleich bewirkt immer einen Auflösungsverlust und eine Bildskalierung, die zu Detailverlust führt.
Verblüffend sind die Projektionsabstände des W1080ST: Die gängige Heimkinobreite von 2,2m erreicht der kleine 1080ST aus einem Abstand von rund 1,5m bis 1,7m. Damit sind stattliche Größen auch in kleinen Räumen problemlos realisierbar. Ebenfalls praktisch für Fans von Bewegungsgesteuerten Videospielen: Aufgrund des kurzen Projektionsabstandes steht man grundsätzlich hinter dem Beamer und somit nicht im Lichtweg. Selbst bei hektischen Bewegungen gibt es so niemals einen störenden Schattenwurf im Bild.
Üppig ist die Anschlussvielfalt des W1080ST auf der Rückseite: Neben zwei HDMI-Eingängen (mit MHL Unterstützung) sind auch alle relevanten Analog-Eingänge mit an Bord. Doch damit nicht genug, optional gibt es von BenQ auch einen WirelessHD Sender, der alle Bildsignale (auch in 3D) bis zu einer Distanz von 30m vollkommen kabellos überträgt. Damit erspart man sich viel Kabelsalat, den der Weg von der Bildquelle bis zum Projektor auf dem Tisch oder an der Decke ist es erfahrungsgemäß immer eine lange Strecke.
Nicht optimal ist die Lautstärke der Belüftung gelöst: Im Eco-Modus bereits hörbar entwickelt der Projektor vor allem im Smart Eco oder im vollen Lampenmodus eine nicht unerhebliche Geräuschkulisse, die empfindliche Ohren stört.
Insgesamt sind Design, Ausstattung und Aufstellungsflexibilität für einen Projektor dieser Preisklasse mit gut zu bewerten. Schmerzlich vermisst wird alleine der optische Lensshift, dessen Fehlen aber auf die Kurzdistanzeigenschaften des W1080ST zurückzuführen sind.
2. Bedienung & Funktionsvielfalt
Der Hersteller wirbt aktiv mit vielseitigen Einstellmöglichkeiten und einer ISF Lizenz, die sogar „automatisch“ zu optimalen Ergebnissen führen soll. Tatsächlich sind die Einstellmöglichkeiten des Bildmenüs ausgesprochen vielseitig und für einen Projektor dieser Preisklasse nahezu einzigartig.
Mit Color Management und RGB Regler sollte die Bildanpassung problemlos möglich sein, was wir im Bildteil dieses Tests überprüfen. Auch die sonstigen Einstellloptionen sind vielseitig, die Menüaufbereitung (trotz Verbesserungen beim „+“ Modell) ist allerdings wenig übersichtlich und Bedarf einer gewissen Einarbeitung.
Wenig kritikwürdig ist auch die beiliegende Fernbedienung: Sie ist kompakt, gut strukturiert und in dunklen Räumen elektrisch beleuchtbar. Doch dank des ergonomischen Steuerkreuzes im Zentrum ist auch eine blinde Bedienung problemlos möglich. Hier wird für die günstige Preisklasse viel geboten.
3. Bildqualität
Zu was für einer Bilddarstellung ist ein Projektor, der weniger als €900.- kostet, in der Lage? Wir haben die Hauptaspekte Farbdarstellung, Helligkeit, Bildplastizität, Kontrast und Schärfe detailliert untersucht:
Farbdarstellung
Zu einer perfekten Farbdarstellung gehören eine möglichst normgetreue Abstimmung der drei Grundfarben Rot, Grün und Blau (Farbraum), sowie ein Weißabgleich neutraler Graustufen auf die Videonorm von 6500K / D65.
Optimierter Farbraum des BenQ W1080ST
In der Abstimmung der Grundfarben macht sie das Color Management bezahlt: Sie lassen sich sehr gut in Farbton und Sättigung auf die von der Norm verlangten Zielwerte optimieren. Auch die Farbhelligkeiten liegen im Soll, keine Farbe wird über- oder unterbetont. Was bleibt ist eine leichte Grünschwäche mit Hang zum Gelbstich, die zugunsten einer besseren Helligkeitsausnutzung in Kauf genommen wurde.
Optimierter Weißabgleich auf 6500K / D65 Weiß
Auch in der Farbtemperatur gibt es keinen Grund zur Kritik: Mit nur leichten Korrekturen im Bildmenü wird ein hervorragender Weißabgleich erzielt, der keine sichtbaren Abweichungen (selbst in dunklen Bildinhalten) provoziert.
Alles in allem erreicht der Benq W1080ST mit nachträglicher Optimierung eine glaubwürdige und akkurate Farbreproduktion, die auch gehobenen Ansprüchen gerecht wird und in dieser Preisklasse mit sehr gut zu bewerten ist. Allein der leichte Gelbstich in Grün wird Perfektionisten stören.
Helligkeit & Kontrast
Der Hersteller bewirbt den W1080ST+ als besonders lichtstarken Projektor mit einer Lichtleistung von 2200Lumen, was für so einen kompakten Beamer einen beeindruckend hohen Wert darstellt. Tatsächlich erreicht der W1080 im Dynamik-Modus mit Lampe im Normalmodus eine messtechnische Helligkeit von 2150 Lumen, allerdings mit merklichem Grünstich und somit nicht neutraler Farbreproduktion. Durch die Kalibrierung auf die richtige Farbtemperatur (vgl. oben) gehen rund 400 Lumen verloren und es verbleiben immernoch sehr gute 1700 Lumen. Doch diese Helligkeit bezieht sich ausschließlich auf den maximalen Weißpegel, der tatsächliche „Color Light Output“ (Farbhelligkeiten der Grundfarben addiert), beläuft sich auf 1480Lumen, der mit abgeschalteter „Brilliant Color“ Funktion erzielt wird.
Trotz dieser Verluste zugunsten einer möglichst perfekten Farbreproduktion ist diese Netto-Helligkeit mit sehr gut zu bewerten und erlaubt auch eine helle Darstellung großer Bilddiagonalen. Der wesentlich leisere Eco Modus dimmt das Bild um 30% und bietet immernoch eine Helligkeit von 1000Lumen. Mit diesen Ergebnissen zeigt sich der W1080ST als überdurchschnittlich heller Heimkinobeamer, alleine die Ausleuchtung zeigt in homogenen Flächen einen sichtbaren Abfall zu den Bildrändern.
In Sachen Kontrast verfehlt der Projektor die Werksangabe von 10,000:1 deutlich: Unter Ausnutzung aller kontraststeigernder Maßnahmen (Smart Eco Lampenmodus, Brilliant Color maximiert, native Farbtemperatur) erreicht der W1080ST+ einen Dynamikumfang von 3500:1, der native Panelkontrast nach der Farbkalibrierung beläuft sich auf rund 1700:1. In Verbindung mit dem hohen Inbildkontrast (Schachbrett ca. 480:1) erlauben diese limitierten Ergebnisse dennoch eine ungemein plastische Darstellung, merkliche Defizite zeigen sich aber im mäßigen Schwarzwert, der dunkle Bildszenen mit einem störenden Grauschleier überzieht.
Gammaabgleich Preset „,2,2“
Lobend hervorzuheben ist hingegen wieder die bereits ab Werk homogene Abstimmung der Helligkeitsverteilung: Die Durchzeichnung in dunklen Bereichen ist ebenso gut, wie in hellen, das Bild wirkt stets richtig belichtet.
Schärfe
Überraschend gut fällt die Bildschärfe für einen derartigen Kurzdistanzprojektor aus: Der W1080ST+ löst die zwei Megapixel des FullHD Standards pixelgenau auf und bildet sie bis in die Randbereiche scharf ab. Es gibt weder störende Farbsäume noch Unschärfen. Alleine in der Bewegungsschärfe zeigen sich mangels Zwischenbildberechnung leichte Schwächen.
3D Darstellung
Auch wenn im Lieferumfang des W1080ST+ keine 3D Brillen enthalten sind, so lohnt sich der nachträgliche Kauf:
Mit 144Hz Triple Flash (72Hz pro Auge) bildet er trotz Shutterbrillen beide Perspektiven absolut flimmerfrei und augenfreundlich ab. Die Bildtrennung ist auch bei starken Kontrasten sehr gut, so dass keine störenden Geisterbilder den dreidimensionalen Eindruck stören. Alleine der Schwarzwert wird durch die Lichtimpulse, die die Brille stören, etwas beeinträchtigt.
4. Fazit
Mit dem W1080ST+ bietet der taiwanesische IT Riese BenQ einen soliden Kurzdistanz-Spezialisten mit guten Heimkinoeigenschaften: Aus sehr kurzen Projektionsabständen erlaubt er große Bildbreiten und ermöglicht so auch in kleinen Räumen echten Großbildgenuss. Je nach Raumkonstellation ist es auch vom Vorteil, dass sich alle Betrachter stets hinter dem Gerät befinden. Die technische Ausstattung und Bedienung sind vielfältig und vollständig, alleine die Belüftung ist nicht leise genug und stört zumindest ruhige Filmszenen.
Gute Werkspresets und zahlreiche nachträgliche Kalibriermöglichkeiten erlauben eine sehr gute Abstimmung der Farben und Belichtung: Das resultierende Bild überzeugt mit natürlicher Darstellung und hoher Plastizität in hellen Szenen. Im Schwarzwert und dunklen Filmszenen zeigen sich aber unweigerlich Schwächen, bedingt durch den limitierten nativen Kontrast. Die Helligkeit ist hoch genugm um Tageslichtszenen glaubwürdig abzubilden und TV-Schauen auch in nicht komplett abgedunkelten Räumen zu ermöglichen.
Alles in allem ist der BenQ W1080ST+ ein guter Wohnzimmer-Allrounder, der für TV, Sport, Videospiel und Spielfilme gut geeignet ist. Er empfiehlt sich als günstiger Einstiegsbeamer für kleinere Räume, in denen dennoch großer Heimkinospaß realisiert werden soll.
2.3.2015,
Ekki Schmitt
Cine4Home