BenQ W3000 im Cine4Home Test
DLP-Projektion „gehobener“ Qualität?
Heimkino-Projektoren haben sich immer mehr aus ihrem Nischen-Dasein befreien können und sind mittlerweile zur sinnvollen TV-Ergänzung für jedermann geworden, der daheim echtes Großbildfeeling genießen will. Tatsächlich haben sich Beamer innerhalb eines einzigen Jahrzehntes von unbezahlbaren Luxusgütern zu einem für fast jeden erschwinglichen Großbildspaß entwickelt, denn nahezu jede Preisklasse von €500.- bis €50,000.- ist mittlerweile vertreten. Noch verblüffender ist es, dass schon die Einstiegsklassen ungemein viel Bild für ihr Geld bieten und durchaus Spaß macht, das Preis-Leistungsverhältnis stimmt.
Dennoch klafft eine gewisse Lücke in den Preissegmenten: Während die große Masse der Beamer in den niedrigen Preisklassen unter €1000.- verkauft wird, tragen die Projektoren mit gehobener Ausstattung und Bildeigenschaften in der Regel ein Preisschild über €2000.-. Aber zwischen €1000.- und €2000.- gibt es nur wenige Modelle, die eine ausgewogenere Balance zwischen Ausstattung, Leistung und Preis bieten. Dabei wollen doch viele bestehende und angehende Großbildfreunde „etwas mehr“, ohne gleich in die ganz hohen Preisklassen vorzudringen.
Renommierte japanische Beamer-Marken wie Sony und JVC scheinen kein Interesse zu haben, Preisklassen unter €2000.- zu bedienen, taiwanesische Marken wie BenQ oder Acer, die bislang meist für die „Einstiegsklasse“ zuständig waren, sehen aber hier offensichtlich Marktpotenzial, denn sie bringen vermehrt Modelle der gehobenen Preisklasse um €1500.- auf den Markt.
Der neueste Vertreter dieser gehobenen Gattung kommt von BenQ und trägt die wenig spektakuläre Modellbezeichnung „W3000“. Für einen Preis von rund €1600.- soll er mit viel Helligkeit (2000 Lumen), hohem Kontrast (10,000:1), Aufstellungsflexibilität (LensShift) und verbesserter Ausstattung (z.B. 120Hz Zwischenbildberechnung) punkten. Doch macht er das alles wirklich „doppelt so gut“, schließlich kostet er rund das Doppelte von den Einstiegsmodellen aus selbigem Hause.
1. Chassis & Aufstellung
Durchaus als ausgefallen ist das äußere Erscheinungsbild des W3000 zu beschreiben: Statt des üblichen „Schuhkartons“ sorgt das Chassis mit seinen Schrägen und silbernen Akzenten für eine willkommene Abwechslung, ohne dabei übertrieben zu wirken. Die Verarbeitung ist solide und muss sich auch vor höheren Preisklassen nicht verstecken.
In gehobenen Preisklassen üblich ist auch eine höhere Aufstellungsflexibilität, der beim W3000 vorbildlich entsprochen wird. Zu einem großzügigen Zoombereich gesellt sich ein vertikaler und horizontaler Lensshift, der eine Korrektur der Bildlage ohne Geometrieverzerrungen ermöglicht.
Die in hiesigen Heimkinos weit verbreiten Bildbreiten zwischen 2,2 und 2,8m können mit dem W3000 bereits ab 2,6m Abstand erreicht werden, was ihn auch zu kleineren Räumen kompatibel macht. Dank Lensshift kann er auch außerhalb des Zentrums positioniert werden, doch hinter dem Ausgleichsspielraum vieler LCD-Projektoren bleibt der W3000 als DLP Beamer weiterhin deutlich zurück.
Zoom, Fokus und Lensshift werden manuell am Objektiv justiert, die Mechanik agiert teilweise aber etwas „hakelig“ und unpräzise, so dass man etwas Geduld mitbringen muss, bis die optimale Balance aus Bildgröße, Position und Schärfe gefunden ist. Dies gilt vor allem für den Lensshift auf der Oberseite.
Die Anschlusseite ist in ihrer Vollständigkeit schlicht hervorragend: Mit zwei HDMI Eingängen (einer davon MHL-tauglich für Handy & Tablet), USB-Eingängen, VGA und allen relevanten analogen Eingängen ist der BenQ W3000 besser ausgestattet als die meisten HighEnd Projektoren. Ohne umständliche Adapter lässt er sich so in jede Zuspielkette einbinden.
Optional kann auch komplett auf eine Bildverkabelung verzichtet werden, denn BenQ bietet auch ein maßgeschneidertes Wireless-HDMI Set für den Projektor an: Die Empfangseinheit wird seitlich an den Beamer geschraubt, der Funksender mit dem Player verbunden. Ohne Qualitätsverlust kann man sich so das Verlegen langer Kabelstrecken sparen, allein die optische Eleganz leidet etwas, andere Hersteller wie Epson haben hier bereits Beamer im Programm, bei denen die Empfänger unsichtbar im Gerät integriert sind.
In der Ausstattung und Verarbeitung wird der Benq W3000 seiner Preisklasse voll gerecht: Ein ausgefallenes Äußeres, vollwertiges Anschlussbord und flexible Aufstellungsmöglichkeiten machen den Projektor zu den meisten Wohnräumen kompatibel.
2. Bedienung & Einstelloptionen
Der höheren Preisklasse entsprechend sind die Ansprüche an den Bedienungskomfort und vor allem der möglichen Einflussnahme auf die Bildeigenschaften ebenfalls höher.
In Sachen Fernbedienung wird der W3000 den höheren Ansprüchen bereits gerecht, denn hier liegt ein vollwertiges Modell inklusive elektrischer Beleuchtung bei, dessen Infrarotsendeleistung gut genug ist, um auch reflektiv über die Leinwand zu funktionieren. Alternativ kann der Projektor auch direkt auf seiner Oberseite bedient werden, der Funktionsumfang ist hier aber selbstredend geringer, als bei der Fernbedienung.
Die Menüstruktur ist „BenQ“-typisch eine sehr schlichte Kombination aus Schrift und Symbolen, die sich durch eine gute Übersichtlichkeit auszeichnet. In den „erweiterten“ Rubriken finden sich auch weiterführende Kalibriermöglichkeiten für Spezialisten, z:b. Color Management & Farbtemperaturkorrektur. Nach wie vor vermissen wir allerdings einen Gamma-Equalizer, dieser bleibt bei DLP-Projektoren nach wie vor eine Seltenheit.
Besonders erfreulich ist die Funktion „Motion Enhancer“, hinter der sich die 120Hz Zwischenbildberechnung für eine höhere Bewegungsschärfe und flüssigere Bewegungen verbirgt. Sie ist in dieser Preisklasse nach wie vor nur selten zu finden.
Praktisches „Easy-Menü“
Ebenfalls innovativ und praktisch ist das vereinfachte Menü. Hiermit müssen sich Laien für die Grundbedienung des Projektors nicht mehr durch die „überfrachteten“ Standard-Menüs kämpfen, sondern haben alle wesentlichen Funktionen im Überblick.
3. Bildqualität
Wie eingangs erwähnt wirbt BenQ selbstbewusst mit hoher Lichtleistung, hohem Kontrast und vor allem perfekten Farben. Das tut fast jeder Hersteller bei fast jedem Modell, doch in der Praxis werden die Versprechen meist nicht komplett gehalten. Wie es beim W3000 aussieht, haben wir daher untersucht:
3.1 Helligkeit und Kontrast
Der Hersteller verspricht mit dem W3000 eine Lichtleistung von 2000 Lumen, was im Heimkinobereich nach wie vor überdurchschnittlich hell wäre.
Die maximale Lichtausbeute erreicht man DLP-typisch im hohen Lampenmodus bei „nativer“ Farbtemperatur und maximierter „Brilliant Color“ Funktion, hinter der sich nichts anderes als die klassische Weißbetonung verbirgt. Hier zeigt der W3000 knapp über 1800 Lumen, das liegt im üblichen Toleranzbereich zur Werksangabe. Allerdings beeinträchtigt ein störender Grünstich die Farbneutralität, zudem sei angemerkt, dass der Projektor diese Helligkeit ausschließlich mit Schwarzweiß-Material erreicht: Denn die „Brilliant Color“ Funktionen stellt nicht Farben besonders hell dar, sondern nur blasse bzw. weiße Bildelemente. Farbige Bildinhalte erscheinen im Verhältnis zu weiß unterbetont.
Links: Richtiges Verhältnis zwischen Weiß und Farbe
Rechts: Weißbetonung / WhitePeaking
Im Diagramm oben sehen wir die Diskrepanz zwischen Weiß- und Farbhelligkeit. Um die realistische Helligkeit von Farbbildern präziser zu ermitteln, messen wir die Helligkeiten der Grundfarben getrennt und addieren diese.
100% Grün + 100% Rot + 100% Blau
Die addierten Helligkeiten der Grundfarben, der so genannte „Color Light Output“ beträgt 1100 Lumen. Auch wenn dies nur rund die Hälfte der Werksangabe entspricht, ist dies eine gute Helligkeit die für Bildbreiten bis über 3m unter kontrollierten Raumbedingungen (Abdunklung) mehr als ausreicht. Die damit verbundene Lautstärke der Belüftung ist akzeptabel, aber nicht so leise, wie die geräuschoptimierten Geräte höherer Preisklassen. Der Eco-Modus macht den Beamer leiser und schont die Lampe für eine längere Lebensdauer, kostet im Gegenzug aber rund 30% Licht, es verbleiben 730 Lumen auf der Leinwand.
Für den Kontrast verspricht der Hersteller einen Dynamikumfang von 10,000:1, ohne Verweis, in welcher Konfiguration dieser erreicht werden soll. Aus diesem Grund mussten wir selbst die bestmögliche Konstellation eruieren: Mit Brilliant Color Funktion erreicht der Projektor einen nativen Kontrast von 2000:1, was für diese Preisklasse einen ordentlichen Wert darstellt. Mit der adaptiven Lichtregelung (intelligenter Eco-Modus) wird der Kontrastumfang auf rund 3500 gesteigert, allerdings variiert je nach Bildinhalt auch die Lüfterlautstärke, so dass dieser Modus nur für nicht empfindliche Ohren empfohlen werden kann. Bei perfekter Farbwiedergabe ohne Weißbetonung verbleiben noch 1600:1, was sich vor allem in einem aufgehellten Schwarzwert äußert, der in sehr dunklen Filmszenen für einen gewissen Nebelschleier sorgt.
In Anbetracht des begrenzten Schwarzwertes ist eine ausgewogene Helligkeitsverteilung (Gamma) gemäß Videonorm umso wichtiger. Sie kann im Bildmenü eingestellt werden, nominell entspräche „2,2“ dem Videostandard.
Das Preset „,2,2“ ergibt auch real das Normgamma von 2,2
Tatsächlich ergibt das Gamma-Preset „2,2“ absolut ein normkonformes Gamma von 2.2. Hiermit wird eine gute Durchzeichnung gewährleistet, nur ganz dunkle Graustufen verschwinden etwas im Schwarz.
Farbdarstellung
BenQ wirbt mit der „Cinematic Color“ Funktion für besonders perfekte Farben beim W3000, was für einen DLP-Projektor dieser Preisklasse eine absolute Ausnahme darstellen würde. „Perfekte Farben“ bedeutet im Falle eines FullHD Projektors die genaue Einhaltung des REC709 HDTV Farbraumes und des D65 (6500K) Weißabgleiches. Beides haben wir untersucht:
Der Farbraum ab Werk ist für diese Technik
und Preisklasse schon sehr gut
Mit dem Preset „Cineme-Rec709“ erzeugt der W3000 tatsächlich vorbildlich normnahen Farbraum in allen drei Grundfarben, hiermit ist schon eine gute Farbgebung gegeben, die mittels des ColorManagements (vgl oben) weiter optimiert werden kann.
Mit einer Kalibrierung kann absolute Perfektion
erreicht werden
Eine perfekte Einhaltung des HD/sRGB Farbraumes ist möglich, was in dieser Präzision für einen DLP-Projektor eine echte Seltenheit ist, hier hat der Hersteller Wort gehalten.
Colormangement und RGB-Regler
funktionieren vorzügliche
Auch bei der Farbtemperatur ist die Werkseinstellung vorbildlich und bietet ab Werk eine hohe Farbgenauigkeit. Wer will, kann hier noch etwas mit Hilfe der RGB Regler nachoptimieren und ebenfalls absolute Perfektion erreichen.
Auch in der Farbtemperatur:
Absolute Normtreue durch Kalibrierung
Die Farbqualität des BenQ W3000 ist sowohl ab Werk als auch nach Kalibrierung vorbildlich, hier kann der Projektor auch mit weitaus höheren Preisklassen mithalten. BenQs Versprechend er perfekten Farben nach Norm wird vorbildlich eingehalten, Kompliment!
Schärfe
Ein FullHD Projektor wie der W3000 sollte feine Details möglichst präzise abgebildet werden und die optische Schärfe des Objektives entsprechend geeignet sein. DLP-Projektoren sind hier im Vorteil, weil sie mit nur einem Bildchip arbeiten und so keine Konvergenzverschiebungen entstehen, alleine Farbsäume durch das Objektiv sind noch ein „Restrisiko“, die auch der W3000 minimal aufweist.
Pixelgenaue und scharfe FullHD Darstellung
mit nur leichten Farbsäumen
Wichtig ist es, eine pixelgenaue Ansteuerung zu aktivieren, die ab Werk nicht gegeben ist. Das Objektiv gewährleistet eine sehr gute Schärfe auch in den Randbereichen, hier macht der BenQ seiner DLP-Gattung alle Ehre und verweist seine LCD-Konkurrenten in ihre Schranken. Mit Bedacht zu genießen ist die „Pixel Enhancer“ Funktion, bei der es sich um eine recht einfach arbeitende Super-Resolution Funktion handelt: Für eine gute Detaildarstellung muss(!) man sie aktivieren, sollte es aber nicht übertrieben Überschärfungen, Kantenflimmern und Doppelkonturen werden gerade bei nicht perfektem Ausgangsmaterial schnell provoziert.
Bewegungsschärfe
Wie bereits erwähnt verfügt der BenQ W3000 zudem über eine 120Jz Zwischenbildberechnung, die die Bewegungsschärfe des Bildes signifikant steigern soll. Aktivieren lässt sich sie über die Funktion „Motion Enhancer“.
Der Zwischenbildberechnung gelingt es, die Bewegungsabläufe von 24Hz Spielfilmmaterial wesentlich flüssiger erscheinen zu lassen, eine erhöhte Kanten- und Detailschärfe ist bei schnelleren Bewegungen ber auszumachen, auch nicht bei 50Hz TV-Material. Zudem sind Artefakte und kurze Bildruckler keine Ausnahme bei komplexen Bewegungen, auf dem technisch neuesten Stand ist der Benq „Motion Enhancer“ nicht gant. Dennoch macht er seine Arbeit gut genug, um die Vorteile überwiegen zu lassen, wenn man kein Fan des klassischen „Filmlooks“ ist, wir empfehlen die Einstellung „niedrig“ für eine gute Balance aus Filmlook und Bewegungsverbesserung.
3D Darstellung
Als einzige kostengünstige und unkomplizierte 3D Option ab Werk bleibt für Projektoren ausschließlich die Shutter-Brillen-Technologie. Diese hat für empfindliche Augen je nach Projektionstechnik oft starken Lichtverlust, Doppelkonturen (Crosstalk) und Flimmern als Nebenwirkung. Doch hier sind DLP Projektoren wie der W3000 technisch gegenüber LCD und LCOS Projektoren im Vorteil. Er arbeitet mit bis zu 144Hz bzw 72Hz pro Auge und erzeugt so keinerlei ermüdendes Flimmern.
In Sachen 3D-Qualität überzeugt er wie viele DLP-Beamer mit einer sehr guten Helligkeit hinter der Brille und den typischen Vorteilen der verwendeten DLP-Technologie: Die Umschaltzeiten sind so schnell, dass die Bildtrennung optimal ausfällt und kein störendes Ghosting augenscheinlich wird.
Besonderes „Goodie“ ist die Zwischenbildberechnung, die auch in 3D funktioniert und so für realistischere Bewegungsabläufe sorgt, ein entscheidender Vorteil gegenüber vielen anderen DLP-Beamern.
Fazit
Mit einem Preis von rund €1600.- gehört der BenQ W3000 zu der (leider) unterrepräsentierten „Mittelklasse“ der Heimkinobeamer, für die er einen sehr guten Vertreter darstellt. Denn in nahezu allen Bereichen bietet er ein wenig mehr Qualität als die günstige Einsteigerklasse:
Sein Chassis ist solide gebaut, optisch ansprechend und beeindruckt mit vielseitigen Anschlussmöglichkeiten, die zudem durch ein Funksystem ergänzt werden können. In der Aufstellung ist er dank großen Zoombereiches und doppelten Lensshifts ebenfalls flexibler, als viele seine DLP-Konkurrenten. Besonders lobenswert ist auch seine nicht störende Lautstärke im Eco-Betrieb, wenn er auch mit den Leisewundern von Sony oder Epson in dieser Hinsicht nach wie vor nicht mithalten kann.
Wirklich beeindruckend ist seine neutrale und normkonforme Bildreproduktion in Farben, Schärfe und Belichtung, hier kann er es mit deutlich höheren Preisklassen aufnehmen. Deutlich wird aber auch, dass die Ingenieure in dieser Preisklasse für diese Bildperfektion Abstriche in Helligkeit Schwarzwert und Kontrast machen mussten, denn in diesen drei Domänen gelingt es ihm nicht, sich von seinen günstigeren DLP-Konkurrenten abzusetzen. Doch „last but not least“ bleibt sein Joker der 120Hz Zwischenbildberechnung, die die Wiedergabequalität vor allem bei Spielfilmen oder 3D Material signifikant aufwertet.
Alles in allem erfüllt der BenQ W3000 genau die Erwartungen, die man an einen gehobenen Beamer dieser Preisklasse stellt. In den meisten Domänen bietet er stets gewisse Vorteile gegenüber den Einstiegsklassen und stellt so eine gute Wahl für alle (angehenden) Großbildfans dar, die „etwas“ mehr haben möchten, aber den Schritt in teureren Preisklassen über €2000.- scheuen.
17. Januar 2016
Ekki Schmitt
Cine4Home