Epson TW6600 und TW6600W im ersten Cine4Home Test
Wohnzimmer-Allrounder zum Schnäppchenpreis?
Weihnachten steht vor der Tür und der Winter ist ohnehin die beste Jahreszeit, um daheim gemütlich im Warmen einen Spielfilm auf der Großbildleinwand zu genießen. Da ist es wenig überraschend, dass nahezu alle Hersteller ab November ihre neuesten Modelle „ins Rennen“ schicken.
Neben den besonders günstigen Einstiegsbeamern und den teuren HighEnd Varianten ist die „Mittelklasse“ zwischen €1000.- und €2000.- besonders attraktiv, kosten entsprechende Modell doch kaum mehr als ein guter Fernseher.
Genau auf diese Klasse zielt Epson mit seinem neuen EH-TW6600 ab, der das Modell EH-TW6100 ersetzt.
Zwei Varianten gibt es vom TW6600: Die schwarze Basisversion zu einem Preis von ca. €1500,. und die Luxusversion in wohnzimmerfreundlichem Weiß mit kabelloser FullHD Übertragung per Funk. Beider werden derzeit in einem Bundle mit kostenloser Pioneer Soundbar und zweiter Brille angeboten, ein attraktives Weihnachts-Schnäppchen.
Epson Heimkino Beamer sind dafür bekannt, besonders flexibel in Aufstellung und Bildeigenschaften zu sein, gerade hier zeigten die Vorgänger (TW6100) gewisse Defizite. Ist es Epson gelungen, in dieser neuen Generation an alte Erfolge anzuknüpfen? Wir haben es untersucht…
1. Chassis & Aufstellung
Nicht nur preislich, sondern auch in der Größe liegt der Epson TW6600 genau zwischen den kleinen „Billig-Beamern“ aus Fernost und den großen „Edelvarianten“ aus Japan. Mit 410x157x30 mm ist er klein genug, sich unauffällig im Wohnzimmer zu integrieren. Besonders die weiße Variante ist für eine elegante Deckenmontage geeignet.
Das Chassis wurde komplett überarbeitet und weist ein neues geschwungenes Design auf, das zu gefallen weiß. Alleine die seitlich versetzte Optik dürfte Symmetrie-Fans stören. Die Verarbeitung liegt auf einem für diese Preisklasse gutem Niveau, vermittelt aber nicht die Solidität manch anderer (aber auch teurerer) Modelle.
Hauptkritikpunkt gegenüber dem Vorgänger war der fehlende Lensshift, der eine optische Bildverschiebung in beide Richtungen erlaubt und so das Aufstellungen neben der optischen Achse ermöglicht, ohne Einbußen in der Bildgeometrie einzugehen.
Dieses Manko hat man beim TW6600 behoben und auf der Oberseite befinen sich die begehrten Drehregler, mit denen man as Bild schnell ausrichten kann. Mit ca. 60% vertikalen und 24% horizontalem Spielraum fällt dieser aber bei weitem nicht so großzügig aus, wie früher üblich (oder wie bei den größeren Epson Modellen TW7200 / 9200).
Der Lensshift reicht demnach für kleinere Korrekturen und kann hohe Deckenhöhen (z.B. in Altbauten) nicht effektiv ausgleichen. Für die normalen Anpassungen in den meisten Wohnzimmern ist er jedoch ausreichend.
Zoom und Fokus werden manuell am Objektiv vorgenommen. Der Zoomfaktor liegt mit 1,35 bis 2,16 fachem Zoom im üblichen Heimkinobereich und erlaubt aus moderaten Abständen bereits ansprechende Bildgrößen
So ist die in Heimkinos gängige Bildbreite von 2,5m aus einem Projektionsabstand von minimal 3,38m bis maximal 5,4m möglich. Damit ist der TW6600(W) in nahezu jedem Wohnzimmer problemlos nutzbar.
Die Anschlüsse befinden sich allesamt auf der Rückseite des Gerätes und bieten Schnittstellen für alle derzeit üblichen Signalarten. Besonderer Augenmerk liegt auf den zwei HDMi-Eingängen die heutzutage die Standardverbindung für nahezu alle Bildquellen daheim darstellt.
Im Lieferumfang des „W“-Modells ist ein praktischer Funksender enthalten, der gleichzeitig als Umschaltzentrale für diverse Zuspieler dient. Er wiederum kommuniziert mit dem Projektor ausschließlich über Funk, so dass keine meterlangen (und teure) Kabel bis zum Beamer verlegt werden müssen. Das spart Installationsfrust und Geld, so dass der Aufpreis des Gerätes sich schnell amortisiert.
In der Ausstattung liegt gerade das W-Modell auf einem überdurchschnittlichen Niveau, das nur selten in dieser Preisklasse geboten wird.
2. Bedienung & Einstelloptionen
Wie jeder Projektor wird auch der TW6600 vornehmlich per Fernbedienung gesteuert, die dem Projektor beiliegt. Erfreulich ist, dass es sich dabei um keine „Sparversion“ eines handelt, sondern um die vollwertige Version des Top-Modells TW9200.
Sie überzeugt mit großem Funktionsumfang, ergonomischer Tastenanordnung und elektrischer Beleuchtung in dunklen Räumen. Auch die Reichweite ist über jeden Verdacht erhaben, selbst reflektiv über die Leinwand kommen die Infrarot-Befehle stets zuverlässig und ohne Verzögerung beim Beamer an..
Menüführung und die gebotenen Bildoptionen wurden ebenfalls, abgesehen von ein paar kleinen Anpassungen, von den großen Brüdern übernommen.
Die Funktionen sind übersichtlich strukturiert und auch ohne übermäßiges Studium der Bedienungsanleitung findet sich der Nutzer hier schnell zurecht. Von praktischen und anfängerfreundlich, vorkonfigurierten Presets bis hin zu Experten-Funktionen für Hobby-Kalibrierer ist alles an Bord. Hier lässt der TW6600 die Konkurrenten seiner Preisklasse deutlich hinter sich.
3. Bildqualität
Aufstellungsflexibel und gut zu bedienen, das sind zwar wichtige Voraussetzungen für einen gelungenen Beame, doch letztendlich entscheidet hauptsächlich die Bildqualität. Wie gut diese ist, haben wir analysiert.
3.1 Helligkeit und Kontrast
Je nach gewähltem Preset zeigt der TW6600 unterschiedliche Ergebnisse in der Helligkeit: Am meisten Licht bietet der Dynamik-Modus und übertrifft mit ca. 2600 Lumen die Werksangabe. Dies sind genügend Lichtreserven für die Projektion in nicht komplett abgedunkelten Räumen, z.B. bei Sportübertragungen. Da ist es dann auch nicht so schlimm, dass der Dynamikmodus einen Grünstich verursacht.
Wer eine natürliche Farbdarstellung bevorzugt, der sollte die „Natürlich“ oder „Kino“ Modi aktivieren, die sich jeweils an der Videonorm orientieren (siehe Kapitel Farben). Die besseren Farben werden allerdings mit einem Lichtverlust von ca. 30% erkauft. Netto verbleiben dann 1800 Lumen, was immernoch sehr hell ist und die meisten Konkurrenten in die Schranken verweist.
Links: Farbhelligkeit des TW6600
Rechts: Vergleichbarer DLP
Als Dreichip-Projektor (3LCD) bietet der TW6600 zudem den Vorteil, dass nicht nur Weiß die Helligkeit der Werksangaben erreicht, sondern auch alle farblichen Bildinhalte entsprechend leuchtend erscheinen. Mit Farbbildern übertrumpft er damit deutlich die meisten DLP-Beamer derselben Preisklasse.
Vorbildlich auch, dass die Helligkeit der Lampe unabhängig vom gewählten Modus in drei Stufen reguliert werden kann. Um Strom und Lampenlaufzeit zu sparen, kann die Bildhelligkeit so bis zu 30% gedrosselt werden. Der Projektor wird in den Eco-Modi deutlich leiser und stört auch ruhige Filmszenen nicht.
Den Kontrast gibt der Hersteller mit 70,000:1 an. Heimkino-Kenner wissen aber, dass diese dynamischen Angaben wenig praxisgerecht sind, weil sie nur durch starkes Abdunkeln der adaptiven Lichtblende messtechnisch zustande kommen, ohne im eigentlichen Filmbetrieb zu nutzen. Daher haben wir eigene Messreihen durchgeführt:
Nativ, sprich ohne jegliche Hilfe einer adaptiven Iris, erreicht der Projektor ein Kontrastverhältnis von 1600:1 im Dynamikmodus, bzw. 1200:1 in den Kino-Modi. Dies sind keine Spitzenwerte und gerade in Anbetracht der hohen Leuchtkraft des TW6600 führen sie zu einem eher grauen Schwarz, das dunkle Bildszenen mit einem Grauschlauer überzieht.
Die adaptive Blende (im Bildmenü in zwei Stufen regelbar) verbessert den Schwarzwert, indem sie sich bei dunklen Bildszenen schließt und so das Bild „dimmt“. Dies resultiert in einem dynamischen Kontrast von ca. 13,000:1, was zu einer merklichen Verbesserung des Schwarzwertes führt.
Im Ergebnis ist der TW6600 vielen DLP-Konkurrenten hier überlegen, bietet aber bei weitem nicht die selbe Bildtiefe, wie die Heimkino-optimierten Modelle aus selbigem Hause.
Werksgamma Kino-Modi
Die Werkseinstellung des Gammas sorgt aber für eine optimale Ausnutzung des Kontrasts für eine stimmige Bildkomposition. Nichts wirkt über- oder unterbelichtet, auch die Durchzeichnung in dunklen Bereichen ist deutlich.
3.2 Farbdarstellung
Wie bereits im letzten Kapitel erläutert, bietet der TW6600 als 3LCD Beamer eine gute Ausgangsbasis für eine farblich ausgewogene Bilddarstellung. Andererseits zeigen derartige Lichtkanonen nicht selten Schwächen in den Grundfarben, die von den Konstrukteuren in Kauf genommen werden, um mehr Lichtreserven zu mobilisieren. Auch hier haben wir nachgemessen;
Nativer Farbraum TW6600
Der Farbraum des 6600ers (weißes Dreieck) zeigte eine gute Annäherung an die Videonorm (farbiges Dreieck). Die Grundfarbe Grün ist aber leicht in Richtung Gelb verschoben, ein üblicher Trick, um ein besonders helles Bild zu erzeugen. Deutlich wird diese Abweichung in grünen Bildinhalten wie z.B. Rasen beim Fußball. Allerdings sind diese Abweichungen noch gering genug, um den Bildgenuss nicht stark zu stören. Die leichte Grünschwäche kann man auch durch eine Kalibrierung nicht ausgleichen.
Gut ist die Werksabstimmung der Farbtemperatur, was umgangssprachlich dem „Weißabgleich“ entspricht. Ein kleiner Blauüberschuss lässt das Bild etwas zu kühl erscheinen, was aber von den meisten Nutzern als angenehm empfunden wird.
Farbtemperatur „6500K“
Über die umfangreichen Bildoptionen des erweiterten Bildmenüs kann die Farbtemperatur weiter perfektioniert werden, was aber nur mit speziellen Messinstrumenten möglich ist. Gut sind derartige Optionen, um nach langer Laufzeit eventuelle farbliche Veränderungen der Lampe auszugleichen.
3.3 Schärfe
Drei Faktoren bestimmen die Schärfe und Detaildarstellung eines Projektors: Native Auflösung, Objektiv und Signalverarbeitung.
Bei der nativen Auflösung verfügt der TW6600 über 1920×1080 Bildpunkte, dem allseits bekannten „FullHD“. Dies ist der derzeitige Premium-Standard und reicht vollkommen für alle Blurays und TV-Sender aus. Entsprechende Quellen werden pixelgenau ohne irgendwelche Skalierartefakte abgebildet.
Die optische Schärfe, sprich Abgrenzung kleiner Details, wird vom Objektiv bestimmt. Hier erreicht der 6600er ein gutes Niveau, das aber nicht an die Schärfe teurerer Modell herankommt. Auch die meisten DLP-Konkurrenten sind in dieser Hinsicht überlegen.-
Wett macht der TW6600 dieses Defizit aber wieder mit seiner hervorragenden Signalaufbereitung. Hervorzuheben ist hierbei die Super-Resolution. Hinter dieser Funktion verbirgt sich ein spezieller Schärfealgorithmus, der pixelgenau die Schärfe des Bildes nachoptimiert:
Mit (unten) und ohne (oben) Super-Resolution
Funktionsweise und Stärke dieser Schärfeoptimierung lassen sich im Bildmenü einfach auf den persönlichen Geschmack und die Bildquellen anpassen. Im Ergebnis weiß das Gerät mit einer überdurchschnittlichen aber dennoch nicht digital überschärft wirkenden Detaildarstellung zu überzeugen.
Eine 120Hz Zwischenbildberechnung zur Erhöhung der Bewegungsschärfe ist leider nicht mit an Bord. Diese gibt es bei Epson erst in Preisklassen jenseits der €2000.- Marke.
4. 3D Darstellung
Wie alle aktuellen Heimkinobeamer ist auch der TW6600 zu allen 3D-Standards kompatibel, dem Epson TW6600W liegt sogar eine Brille direkt bei (mit Bundle zwei).
Die Brillen werden über Funk angesteuert und koppeln sich zuverlässig mit dem Projektor. Ein großer Vorteil gegenüber Infrarot-Systemen oder auch dem DLP-Link liegt darin, dass die Synchronisation auch dann nicht abbricht, wenn man den Kopf von der Leinwand weg dreht (z.B. zum Popcorn essen oder Cola trinken). Auch sind Brillen anderer Marken dank herstellerübergreifendem Standard nutzbar, das spart bares Geld.
Im 3D Bild kommt die hohe Helligkeit von 2500 Lumen der Darstellug sehr zu Gute. Trotz des unvermeidbaren Lichtverlustes von 75% durch die Shutter-Technologie verbleibt so genügend Restlicht hinter der Brille, um das Bild glaubwürdig hell erscheinen zu lassen.
Die Bildtrennung zwischen den Augen erfolgt zuverlässig und weitgehend frei von störenden Doppelkonturen (Ghosting). Leider macht sich die fehlende Zwischenbildberechnung bei 3D-Spielfilmen aber besonders bemerkbar, weil das typische Filmruckeln einen aus der 3D-Realität entreißt.
5. Fazit
Mit dem neuen Epson EH-TW6600 ist dem Hersteller gelungen, einen merklich verbesserten Nachfolger zum TW6100 in der unteren Mittelklasse zu veröffentlichen.
Dies betrifft vor allem die Aufstellungsflexibilität, denn mit dem integrierten Lesshift ist der Beamer wesentlich einfacher in Wohnzimmern zu installieren, als der Vorgänger. Hier muss man bei der Montage nicht auf den Millimeter achten, wie bei Modellen ohne Lensshift.
Auch das neue und ausgefallene Design passt sich modernen, hellen Wohnzimmern gut an du stört die Wohnlichkeit nicht. Bei den Eingängen wurde ebenfalls nicht gespart und die zuverlässige Funkverbindung des W-Modells stellt ein Alleinstellungsmerkmal dar, das kein Hersteller in dieser Perfektion derzeit bietet, auch nicht in wesentlich höheren Preisklassen.
Die Bildeigenschaften des TW6600 sind auf eine helle Alltagsnutzung getrimmt, die eben den Spielfilmabend auch den TV-Ersatz und Videospiel-Monitor ersetzt. Das macht den TW6600 zu einem guten Wohnzimmer-Allrounder. Bildperfektionisten werden sich aber an den leichten Farbungenauigkeiten und dem aufgehellten Schwarzwert stören, der aber in dieser Preisklasse auch bei der Konkurrenz nicht besser zu finden ist.
Bleibt das Preis- / Leistungsverhältnis: Zu den derzeitigen Straßenpreisen bietet der Epson EH-TW6600(W) einen guten und fairen Gegenwert, ist aber dennoch kein Schnäppchen. Im aktuellen Bundle-Angebot mit Pioneer SBX-300 Soundbar und zwei Epson Funk 3D-Brillen, was einem Preisvorteil von €200.- entspricht, sieht es dagegen anders aus. Hier heißt es zugreifen, mehr Heimkino für weniger Geld bekommt man derzeit in dieser Qualität nicht!